CDVERGLEICHSTEST
LAUTSPRECHER
Musterschü-
lerin mit feinen
Manieren
B ei Infinity d e n k t m a n a n g r o ß e
H e ld e n -B o x e n . D ie n e u e n sin d
k le in e r - u n d h a b e n M a n ie re n
W
as für ein Hohn! Dieses 90 Zentimeter
hohe ßöxchen führt doch tatsächlich
den Namen von Infinitys glorreichem,
mannshohen Säulensystem „Beta“ aus den
Achtzigern. Bei Infinity denken wir an pfan-
nengroße Tieftöner und raffinierte Folien-
treiber. Ist die Beta 40 et wa ein Witz?
Hier arbeiten zwei 16,Ser-Woofer in ei-
nem
Bassreflex-
gehäuse, die ober-
halb
von
600
Hertz steilflankig
an
einen
13er-
Mitteltöner iiber-
I
I
m
.....
B
mit dicken Gummifti-
\w ßen ausgestattet, in die
sich bei Bedarf - und STEREO rät dazu
mitgelieferte Spikes einschrauben lassen
V
“ T
geben, der sich ab 3,2 Kilohertz sanfter zu ei-
ner 25-Millimeter-Kalotte hin ausblendet.
Ihren titanfarbenen Technik-Look verdan-
ken die Chassis ihrem „Ceramic Metal Ma-
trix Diaphragm, kurz CMMD, einem Mate-
rialmix, der die Membranen leicht, steif und
unanfällig gegenüber Resonanzen machen
soll. Die Amerikaner sehen in ihm den idea-
len Stoff für jede Art von Treiber. Er wurde
zusammen mit Metallurgieexperten ent-
wickelt und bildet die Basis der modernen
Infmity-Boxen bis in die höchsten Klassen
hinein. Und die günstige Beta 40 profitiert
auch von dieser Innovation. Ihr Gehäuse ist
sauber verarbeitet, aber unscheinbar. Was in
ihm steckt, erahnt man nur aufgrund des
Gewichts der Box von fast 23 Kilogramm.
Eilte den alten Infinity stets der Ruf spekta-
kulärer,
auftrumpfender
und
bass-
mächtiger Klangbilder voraus,
bemüht sich die Beta 40, dieses
zweifelhafte Image in Richtung
Musterschülerin aufzupolieren.
Sie klingt wie aus einem Guss,
zeichnet in allen Lagen sauber
durch, verzichtet bis an den
Rand der Askese auf Effekte und
wandelt auf dem Pfad der HiFi-
Tugend. Andere Hersteller ver-
langen für so viel Homogenität
und Stringenz eine Stange Geld.
Tatsächlich haftet den Mem-
branen nichts Metallisches an.
Sie klingen aber anders als Pap-
pe oder Polypropylen. Eine tro-
ckene Prägnanz ist ihnen zu ei-
gen. Der hauchzart aufgelöste
Hochtonbereich zeigt einen ed-
len, stumpfen Glanz, die Mitten
haben den Anflug cremiger Ge-
schmeidigkeit. Aber eben nur als
Ahnung. Bloß nichts übertrei-
ben, lautet hier das Motto.
Und so kann man über die
auch räumlich wie mit dem
Geodreieck abgezirkelt zeich-
nende Beta 40 nur das Beste sa-
gen und ihr höchstens die Nüch
ternheit ihres Realismus vorwerfen.
Doch diese hervorragende Neutralität ist
ja gerade ihre kleine Heldentat.
INFINITY BETA 40 --------------
Paar ab € 800
Maße 22 x 90 x 32 cm (BxHxTI
Garantie: 5 Jahre
Vertrieb: Harman Deutschland
Tel.: 07131/4800
www.harman-deutschland.de
Klasse, dass es sowas noch gibt. Infinity
verzichtet bei der Beta 40 auf jede Form der
Kraftmeierei, spendierte ihr lieber erstklas-
sige Chassis und eine weitestgehend line-
are Abstimmung ohne aufgesetzte Effekte.
An einem guten Amp vermittelt die Ame-
rikanerin sogar ein gewisses Maß audio-
philen
Flairs.
Sie
hat
mehr
als
ein
Nischendasein verdient.
LABOR
FREQUENZGANG
Sehr ausgeglichener Frequenzverlauf mit
nur ganz leichtem Buckel im Bereich der
oberen Bässe, der akustisch aber kaum
auftrug. Trotz Streulinse vor der Hochton-
kalotte ist der Pegel unter einem 30-Grad-
Winkel (grüne Linie) deutlich geringer.
Deshalb muss er auf Achse (rote Linie) ein
wenig ansteigen, sonst klänge die Box zu
dunkel. In der Praxis dosiert man sich die
Höhen einfach durch den Winkel der Infin-
itys zu den Ohren. Das klappt garantiert.
Unkritischer Impedanzgang zwischen fünf
und 15 Ohm, gutes Zeitverhalten der drei
Chassis mit nur geringem Versatz und kaum
Resonanzen. Die Beta 40 hat also auch
messtechnisch audiophile Qualitäten.
36 STEREO HIFI-SPARBUCH 2/2009